Sophie Passmann hat mit »Pick me girls« nicht nur ihr persönlichstes Buch geschrieben, sondern auch eine kluge Auseinandersetzung mit dem männlichen Blick. Ihr Memoir zeichnet ein stellvertretendes Frauenleben nach und wirft die Frage Welche Version von ihr selbst hätte Sophie Passmann sein können, wenn das Patriarchat nicht existieren würde?
»Ich bin nicht so wie andere Frauen«, ist der typische Satz eines pick me girls. Wahrscheinlich haben die meisten Frauen diesen Satz mal gedacht, nicht nur in der unbewusst-misogynen Abgrenzung zu einem ganzen Geschlecht, sondern als Herabwürdigung des eigenen Selbst – man ist nicht so dünn und hat keine so gute Haut wie alle anderen Frauen. Wenn man als Frau geboren wird, kommen die Selbstzweifel ab Werk. Spätestens in der Pubertät wird man mit der goldenen Regel konfrontiert, die zwar nirgendwo geschrieben steht, aber als allgemeingültig Der männliche Blick, das Begehrtwerden ist die höchste Währung.
Warum wir alle pick me girls sind und welche Unmöglichkeiten Sophie Passmann und höchstwahrscheinlich auch jede andere Frau im Laufe ihres Lebens ertragen muss, das seziert Sophie Passmann so scharf und klug wie keine andere.
Sophie Passmann, geboren 1994, lebt in Baden-Württemberg, vor allem aber auf Bühnen in ganz Deutschland. Mit 15 Jahren nahm sie an ihrem ersten Poetry Slam teil, danach kamen Auftritte in Deutschland, Schweiz und Österreich. Sie gewann 2011 die Slam-Meisterschaften in Baden-Württemberg und stand im U20-Finale der deutschen Meisterschaften.
Einleitend stellt die Autorin zwar die Behauptung auf, es handle sich hierbei nicht um eine Autobiografie, letztendlich beinhaltet das Buch jedoch nichts als autobiografische Erfahrungen und Schlussfolgerungen ihrer Person auf Andere. Hierbei spricht sie einige gute Punkte an, verliert sich dann jedoch schnell wieder in missgünstigen Aussagen, wobei sie sich auch nicht selten selbst widerspricht. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der Seitenhieb gegen das "Pferdemädchen" der Klasse, das in einem Aufsatz darüber, was sie später einmal werden möchte, angab, Springreiterin werden zu wollen. Vor allem in Anbetracht dessen, dass die Autorin immer wieder betont, sie selbst habe nie wirklich eigene Hobbys gehabt, hätte sie sich die Anmerkung "Wir haben es verstanden, du hast ein Pferd" hier wirklich sparen können. Nicht nur, weil ich selbst ein solches Pferdemädchen war (bin) und die Ausgrenzung aufgrund dessen zu meiner Schulzeit selbst erfahren musste, sondern auch, weil es lediglich zu dem verurteilenden Unterton des Textes beiträgt, der sich leider durch das gesamte Buch zieht. Auch das Geltungsbedürfnis der Autorin und der sie scheinbar ständig begleitende Wunsch, männliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen (was wohl der Inbegriff eines Pick Me Girls ist?) ist mir rätselhaft. Vielleicht ist es der Segen meiner eigenen Asexualität, aber sehr befremdlich fand ich auch die Ausführungen über den Neid, den Frauen scheinbar in Anbetracht sexueller Belästigung die anderer Frauen widerfährt empfinden, da das Ausbleiben dieser mit dem mangelnden sexuellen Interesse der Männer an einem selbst gleichzusetzen ist. wtf Darüber hinaus spricht die Autorin ihr Mitleid für Frauen aus, die ihre Zwanziger in der Banalität heterosexueller Beziehungen verschwenden? Ein weiteres Beispiel dafür, wie die Autorin von sich selbst auf andere schließt, ohne überhaupt in Betracht zu ziehen, dass es auch Menschen geben könnte, die durchaus in einer (heterosexuellen) Beziehung Erfüllung finden. Auch das Heraustellen heterosexueller Beziehungen als solcher finde ich an dieser Stelle schwierig, da die Wahl des Partners meiner Meinung nach jedem selbst überlassen sein sollte und der Ton hier sugeriert, heterosexuelle Beziehungen wären minderwertiger als andere Konstellationen. Wer seine Beziehung als unerfüllend oder Zeitverschwendung empfindet, dem würde ich ganz unabhängig von Alter, Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung dringend dazu raten, diese zu beenden!
Nach der Lektüre bleibe ich etwas ratlos zurück. Ich kann nicht sagen, ob es Ansinnen der Autorin war, Pick Me Girls als solche anzuprangern, sie zu verteidigen, oder sich selbst als ein solches zu outen. Vielleicht ein wenig von Allem. Eine wirkliche Aussage konnte ich dem Text leider nicht entnehmen.
Das war so, so, so frustrierend. Ich gebe zu, dass ich lange einen Soft Spot für Sophie Passmann hatte, ich fand ‚alte weiße Männer‘ zumindest unterhaltsam und denke auch, dass es nicht schaden kann, eine massentaugliche Feministin in den eigenen Reihen zu haben. Es gab schon vorher mehr als berechtigte Kritik an ihr und einigen ihrer Punkte, auf die sie im Buch nur durch relativ süffisante Erwähnungen ihrer diversen Shitstorms eingeht, wo aber nicht thematisiert wird, dass wie gesagt meiner Meinung nach viel berechtigte Kritik dabei war (Stichwort weißer Feminismus).
Dieses Buch war jetzt wie gesagt besonders frustrierend für mich und hat mich zum Teil ratlos zurückgelassen: ganz vielleicht bin ich gar nicht die Zielgruppe? Im Schlusswort heißt es, dass sie das Buch in erster Linie für junge Mädchen und im speziellen für ihr eigenes inneres Kind geschrieben hat, aber stellenweise kam es mir wirklich unironisch so vor, als ob es für Männer ist. Schon in der Einleitung wird gebauchpinselt, wenn es heißt, dass zwar nicht alle Männer Bücher wie die von Passmann lesen, aber großartige Männer schon. Auch später, wenn bestimmte Eigenschaften des Patriarchats thematisiert werden, ist häufig das Fazit nicht, dass man das eben dekonstruieren sollte, sondern dass Männer eben interessanter sind und dass Frauen sich Hobbys suchen sollten und stärker und bissiger werden sollten (ja, das ist verkürzt, aber es fiel mir wirklich auf, wie bereitwillig sie Frauen zur Besserung auffordert und Männer für ihre nicht selbst erarbeitete Position lobt).
Und was für immer der Hauptgrund sein wird, warum Passmann für mich nicht mehr als Autorin und Feministin interessant ist, ist ihre begrenzte Perspektive. Sie ist DIE weiße Feministin und ich finde es absurd, wie wenig Intersektionalität bei ihr eine Rolle spielt, wenn man bedenkt, wie viele Leute es ihr in den letzten Monaten nahe bringen wollten. Sie besteht darauf, dass Pick Me Girls keine Autobiografie ist, aber ehrlich gesagt macht es das noch schlimmer, denn die Perspektive in dem Buch ist absolut schmerzhaft weiß, cis, reich, hetero, able-bodied und schließt unendlich viele Menschen aus. Ich bewundere die Offenheit, mit der sie sich hier einige Gedankengänge eingesteht, die durch internalisierte Misogynie entstehen können, mir gefallen nur nicht die meisten Schlüsse, die sie daraus zieht. Auf ihre Sicht zu pretty privilege und Schönheitseingriffen kann ich auch nur ratlos den Kopf schütteln, aber das führt hier alles zu weit.
Bitte lasst uns statt diesem Buch Bücher von marginalisierten Personen und intersektionalen Feminist*innen lesen.
Sophie Passmann hackt sich selbst ins Bein: "Pick Me Girls" soll dezidiert kein Memoir sein, sondern jüngeren Frauen helfen. Allerdings setzt sich das Buch nicht mit feministischer Theorie oder Geschichte auseinander, es führt keinerlei Statistiken oder Studien an, nein, es erzählt aus dem Leben der Autorin und behauptet, sie stehe pars pro toto für alle Frauen, was ganz offensichtlich nicht wahr sein kann: Passmann stammt aus einem bestimmten Milieu, sie bewegt sich in einer bestimmten Bubble, und ihr Charakter ist das Resultat individueller Erfahrungen, Entscheidungen und Neigungen - was überhaupt nicht schlimm ist, das macht sie ja gerade zu Sophie Passmann. Dann aber zu denken, die gewonnen Erfahrungen seien automatisch exemplarisch, das ist sehr wohl ein Problem.
Als Memoir wäre dieses Buch immer noch schlecht strukturiert, argumentiert und lektoriert, aber seine Geschichte als eigene Erfahrung mit systemischem Frauenhass und toxischen Bois im 21. Jahrhundert teilen zu wollen, das ist richtig, wichtig und interessant. Noch besser wäre es allerdings, wenn die eigene Agency radikaler hinterfragt würde: Die armen Pick Me Girl sind nämlich nicht nur Opfer einer misogynen Gesellschaft, nein, spielen das Spiel zum eigenen Vorteil und zum Nachteil anderer Frauen mit. Das ist ihre Entscheidung. Und wenn man feststellt, dass man immer wieder dieselben nutzlosen Dudes datet, kann man es auch einfach lassen. Auch das ist eine Entscheidung. Es ist auch schlichtweg nicht wahr, dass alle Frauen ihr Verhalten so stark an der Bewertung durch toxische Männer ausrichten.
Dass das gesellschaftliche System zum Nachteil von Frauen funktioniert und toxische Männlichkeit bekämpft werden muss: Geschenkt, na klar. Doch dieses Buch trägt nichts dazu bei, außer Frauen zu sagen: Du kannst nichts dafür, dass Du Dir Lippen aufspritzen willst, das Patriarchat trimmt Dich auf fuckability. Frauen könnten aber auch einfach sagen: Nö, ich spritz mir die Lippen nicht auf und date keine Luschen, die ihr Leben nicht im Griff haben und ihre Neurosen an mir auslassen. Diese Männer gibt's nämlich. Und wo das Buch sagt: Ja sorry, sind wir nicht alle ein bisschen Pick Me Girl?, da könnte es sagen: Dieses Verhalten ist scheiße, wir alle sollten uns nicht hinter einem vermeintlichen Opferstatus verstecken und damit versuchen, schlechte Charaktereigenschaften wegzurationalisieren, Feminismus bedeutet nämliche Frauensolidarität, auch und gerade wenn es mal unangenehm wird.
Überhaupt hat es mich irritiert, dass Passmann den anything-goes-Feminismus kritisiert (kann man ja machen) und sich dann aber offenbar nach einem Feminismus sehnt, der Frauen ganz klar sagt, was es heißt, Feministin zu sein: Bloß nicht die Zwanziger in einer heterosexuellen Beziehung verschwenden. Bloß nicht in weiß heiraten. Bloß kein Pferdemädchen sein. Ja, das ist der Feminismus den wir brauchen, er wird das Patriarchat sicher besiegen *facepalm*.
Ich habe eben noch ein "Hot Ones"-Video geschaut, in dem die Philosophin Cardi B. scharfe Hähnchenflügel verspeist und dabei sagt, ihre Probleme seien in ihrer Kunst nur bedingt Thema, da das Geflenne über ihren letzten Shitstorm für die durchschnittliche Frau, die um 7 Uhr zur Arbeit und die Rechnungen zahlen müsse, recht lächerlich sei. Cardi B. kommt aus sehr kleinen Verhältnissen und hat sich früher als Stripperin durchgeschlagen. Sophie Passmanns Beziehungen gehen in die Brüche wegen der Internet-Shitstorms, sagt sie. Ich lass das jetzt mal so stehen.
"Pick Me Girls", das ist doubling down, wenn es um die immer wieder geäußerte Kritik an Passmanns theorie- und wissenschaftsfreien weißen Bürgerkinder-Feminismus geht. Ich verstehe auch diese Entscheidung der Autorin ist.
Wo fange ich am besten an? Zunächst irritiert mich die Aufmachung des Werkes, da Passmann selbst äußerte, dass es sich nicht um eine Autobiographie handele. Im Kontrast dazu beinhält das Buch jedoch kaum wissenschaftliche Belege und basiert nahezu durchgängig auf Erfahrungen und Gefühlen der Autorin, wobei ich besagte Erfahrungen niemandem absprechen will und einige davon selbst bereits erlebt habe, sich diese dabei jedoch nicht für eine fundierte Auseinandersetzung mit ,,Pick me Girls" eignen. Grundsätzlich habe ich das Gefühl, dass hierbei sehr oft einfach nur sehr einseitige Gedankengänge ausgeführt wurden, nahezu alle Eigenschaften/Interessen von Frauen werden auf den "male-gaze" zurückgeführt. Dabei wird vollkommen außer acht gelassen, dass sich die Gesamtheit weiblichen Handelns nicht konstant auf die Aufmerksamkeit von Männern ausrichtet lol. Allgemein kamen mir viele Aussagen merkwürdig vor- Seitenhiebe auf "Pferdemädchen" und auf "Frauen ohne Hobbys" sind takes die ich eigentlich auch unter "Pick me Argumentation" verorten würde. Im Hinblick auf die Struktur des Buches wirkt diese auch eher unübersichtlich, vieles liest sich dann doch eher autobiografisch. Eine Passage die mir dabei jedoch gefiel war die über Essstörungen, wobei es wirklich nicht nötig gewesen wäre besagtes Kapitel mit einer Kalorienanzahl zu beenden- kann sehr triggernd sein, aber die Autorin hat sich anscheinend gegen Triggerwarnungen entschieden, kann man also nichts machen. Besonders verstört ließ mich die Auseinandersetzung mit sexueller Belästigung zurück. Die Argumentation folgt dabei insofern der schwammig formulierten Ansicht, sexuelle Belästigung sei stets an Attraktivität geknüpft, welche im Buch ebenso mit Schönheits-Ops in Verbindung gebracht wird, dabei wird stets nach dem Schema "seitdem ich mehr Geld habe, sehe ich besser aus und werde öfter sexuell belästigt" argumentiert. Auch wird ein perfides "Spiel" erläutert, dass laut Passmann "alle linken Frauen ab Anfang 20 spielen" (lol) in dem es darum geht, die Anzahl der eigenen sexuellen Belästigung mit der von verschiedenen Freundinnen zu vergleichen. Keine Ahnung wie man darauf kommt, aber ich kann diesen Gedanken als linke Frau Anfang 20 nur sehr schwer nachvollziehen. Passmann reflektiert besagten Gedanken zwar, jedoch fehlte mir an dieser Stelle die kritische Einordnung. Besagtes Argumentationsschema lässt sich allgemein oft im Buch finden, oft wird von sich selbst auf andere geschlossen, Lebensrealitäten fernab von Berliner Altbauwohnungen werden dabei ausgelassen. Grundsätzlich steht das Geld-Thema oftmals im Vordergrund, Lebensrealitäten abseits des "Champagner Feminismus" (siehe @iketype auf Instagram) scheint es in der Welt des Buches nicht wirklich zu geben. Somit wirkt das Buch auf mich eher als Liberalfeministisches Werk, welches sich nicht wirklich mit verschiedenen Lebensrealitäten auseinandersetzt und dementsprechend profitorientiert zu sein scheint Da ich nicht wirklich anderes erwartet habe gibts noch zwei Sterne- für "Frauen100 Girlboss" Feminismus ists bestimmt interessant, an dieser Stelle bin ich aber sowieso raus- hab aber auch nichts anderes von Passmann erwartet tbh.
Auf tumblr habe ich mal einen Satz gelesen, der meine Sicht auf die Welt verändert hat und an den ich oft denke: „Das radikalste, was eine Frau in der heutigen Zeit tun kann, ist es, unattraktiv in den Augen von Männern zu sein.“ Vielleicht sollte Sophie Passmann darüber mal reflektieren. [Edit: Ich möchte hier nochmals klar stellen, weil es anscheinend missverstanden wurde. Bloß weil die Worte radikal und Frau in einem Satz vorkommen, war das kein Bezug zum radikalen Feminismus und schon gar nicht zu TERFs. Trans rights are human rights.]
Mein größtes Problem mit diesem Buch ist, dass Sophie Passmann schon im Vorwort deutlich macht, dass „Pick Me Girls“ keine Autobiographie sei, sondern das Leben von jungen Mädchen und Frauen universell abbilden würde. Doch dieses Buch kann in meinen Augen keinen Anspruch auf Universalität geltend machen. Es geht hier schlicht und ergreifend um Sophie Passmann und ihre Sicht auf die Welt. Das hätte für mich prima als Autobiographie funktioniert und viele ihrer Aussagen hätten mich dann auch nicht so gestört. Vielleicht sind das in ihrer Bubble auch tatsächlich Erfahrungen, die viele Frauen gemacht haben, aber die Schnittmenge mit meiner Bubble ist kaum existent. Mir fehlt der Perspektivwechsel, die Intersektionaliät, das Hinterfragen von kapitalistischen Strukturen…
Dazu kommt noch, dass Sophie Passmann es diesmal nicht wirklich geschafft hat, den Zeitgeist einzufangen. Zum Beispiel ging der Abschnitt über „That Girl“-Ästhetik meiner Meinung nach meilenweit am Thema vorbei. Auch beim Thema Popkultur, ist sie meiner Meinung nach teilweise auf der falschen Fährte. Ihre „Analyse“ zu Girls Club/Mean Girls vergisst, wie revolutionär dieser Film und die Sicht aufs Teenagerinnendasein eigentlich war. Cadys Erkenntnis beim Mathleten-Wettkampf, ihre Ansprache beim Schulball, das Ende... Das war aus damaliger Sicht richtig krass!
Fazit: Ich bin Sophie Passmann auf instagram entfolgt und werde kein Buch mehr von ihr lesen.
Passmann betont zu Beginn des Buches, dass es sich nicht um ein feministisches Buch handelt und da würde ich ihr absolut zustimmen. Weiter meint sie, dass es sich auch nicht um ein autobiographisches Buch handeln würde, was vielleicht bedeutet, dass wir die Geschichte, die sie in ihrem Buch nachzeichnet als etwas anderes lesen sollten oder, dass sie schlicht gelogen hat (?). So oder so erzählt Passmann die Geschichte einer Jugendlichen & jungen Erwachsenen, die unter extremen Minderwertigkeitskomplexen leidet und dabei vor allem andere Frauen dafür verantwortlich machen möchte. Ihre Protagonistin (sie selbst?) ist kein "Pick Me Girl" aus freien Stücken, nein! Sie "wurde zu einem Pick Me Girl" gemacht. In diesem Prozess hat sie viele Rollen in ihrem Leben eingenommen - von der Lustigen, der Seelsorgerin, der Anderen, der Langweiligen - mit dem Ziel am Ende genauso viel wert zu sein (in Augen der Männer versteht sich) wie die total normschönen Frauen, die Täterinnen quasi. Ob Passmann mit ihren hohen Wangenknochen, ihrem nicht-sichtbar-behindert-sein, cis-geschlechtlich-sein, ihren langen und gepflegten Haare, der (finanziellen) Möglichkeit saubere Kleidung zu tragen, ihrem symmetrischen Gesicht und ihren absolut nicht als seltsam geltenden Gesichtmerkmalen nicht selbst eine normschöne (auch im Sinne von privilegierten) Frau ist sei mal so dahingestellt. Nichtsdestotrotz hat die Protagonistin (Passmann?) wirklich sehr viele Dinge erlebt, die dazu führten, dass sich ein sehr geringer Selbstwert entwickelte, bis hin zur völligen Abhängigkeit männlicher Anerkennung, die dann auch erklären könnte, weshalb sie so häufig ihre komplette Persönlichkeit ändert. Am Ende tut einem sowohl die Protagonistin leid, als auch alle Frauen-"Modelle", die in diesem Buch abgewertet wurden. Es tun einem all diejenigen Autorinnen leid, die ein viel wertvolleres Buch hätten schreiben können, die aber die Ressourcen oder gesellschaftliche Stellung dazu nicht haben. Es tut einem leid, dass das Buch nicht hinterfragt, ob "normschöne" Frauen nicht vielleicht auch einfach nur mit dem Gesicht und dem Körper geboren wurden, den sie nunmal haben und ob sie nicht unter denselben Strukturen leiden wie die Protagonistin. Es tut einem leid, dass genau diese Strukturen nie Erwähnung finden und stattdessen individuelle Personen Schuldtragende sein sollen. Es tut einem leid, dass fragwürdige Männer in viel zu hohen Positionen dieses Buch als Rechtfertigung dazu nutzen können, um Frauen selbst die Schuld an dem Druck geben können, den sie durch Schönheitsnormen erfahren.
Aber: Passmann hat für sie alle eine Rettung. Denn sie beschreibt, wie sie selbst jede denkbare Frauenrolle bereits durchlebt hat. Sie beschreibt, dass sie diese Frauen heute nicht mehr "hassen" kann, denn sie selbst war bereits an dem Punkt. Also keine Sorge liebe Frauen, die sich nach dem Lesen von diesem Buch minderwertig fühlen: Werdet einfach so wie Passmann, dann wird das schon und wenn ihr die finanziellen oder zeitlichen oder sonst irgendwelche Ressourcen dazu nicht habt - ja also dann ist das halt so (?!).
so ungefähr 3 interessante Gedanken drin, rest völlig ohne irgendeine klare Linie und mit sehr klaren Komplexen besetzt, die wahlweise auf alle und nur sich selbst bezogen werden. sehr verwirrend und ich denke ein besseres Lektorat hätte da sehr viel mehr rausholen können.
Zwar macht die Autorin zu Beginn des Buches und auch am Ende nochmal deutlich klar, dass dieses Buch wohl schlicht nicht für mich ist, aber meine Bewertung ist letztendlich auch nicht für oder über sie persönlich, sondern für jede Person, die überlegt es zu lesen.
Ich hätte vieles weniger eng gesehen, wenn Sophie Passmann gesagt hätte, dass es sich um eine Autobiographie handelt. Tut es nicht. Es soll sich um ein Buch handeln, was Frauen und besonders jungen Mädchen zeigt, dass wir am Ende doch alle die selben Erfahrungen machen. Es soll gemeinsame Erfahrungen archivieren. Ein Buch, was sie mit 14 Jahren gebraucht hätte. Obwohl die Autorin und ich, mit nur zwei Jahren Altersunterschied, der gleichen Generation (Tumblr, 00'er Popkultur und Mode,...) angehören, konnte ich nur marginal mit den Erfahrungen, die sie gemacht hat, relaten. Obwohl dass einer der Hauptpremissen des Buches ist, obwohl wir beide essgestört waren, die selben Shows gesehen haben und wohl auch viele weitere Dinge zwar ähnlich erlebt aber unterschiedlich empfunden haben.
Mir fehlte an so vielen Stellen die Tiefe, die Dynamiken auch außerhalb von Gender näher erklärt und eine intersektionale Sicht bietet. Stattdessen wird vieles mit "Frauen und Mädchen machen XY, weil Männer." abgetan. Auch, als sie im Kern über pretty privilege schreibt, es aber nicht so benennt sondern sagt, dass Frauen versuchen "sexuell verwertbar für Männer" zu sein, weil sie dann besser behandelt werden, ihnen zugehört wird, etc. war das so vereinfacht und verkürzt dargestellt, dass es gar nicht die ganze Dimension abbildet und somit eben auch- leider- schlichtweg falsch ist.
Auch hätte ich mir gewünscht, dass sie alles um das Thema Essstörungen (und das zieht sich so durchs Buch) einmal ganz klar als Fatphobia benennt statt es allein auf ein "Weil Frausein"- Issue zu reduzieren. Das hätte man an vielen Stellen des Buches erläutern können, spätestens als sie den "Ursprung der Bodypositivitybewegung" erwähnt. (Es bleibt eben bei einer vagen Erwähnung. Nicht mal, was genau der Ursprung war. Der befindet sich nämlich im Fat Acceptance Movement aus den 60ern, fyi.)
Ich teile auch ihre popkulturellen Analysen nicht. Fleabag ist eine Serie die Frauen darstellt, wie früher Männer dargestellt wurden und Männer behandelt, wie früher Frauen in Filme behandelt wurden? Fleabag erzählt wie Frauen gerne wären, statt wie Frauen sind? Meh, weiß ich nicht. Habe das im Gegensatz zur Autorin nicht geguckt und dann "hysterisch inspiriert versucht, Verhaltensweisen oder Lehren abzuschauen". Was sich dann aber umauthentisch anfühlt, weil Care- Arbeit. Frauen sorgen sich ja im Kern immer. (????) Ich habe Fleabag geguckt und mich gesehen gefühlt.
Und dann- UND DANN!- klitzekleine Aussage sicher für "funsies": Sophie Passmann läuft nicht gerne an Teenagermädchen vorbei weil es "nach dem jährlichen schwulen Stadtteilfest in Berlin Schöneberg der Moment ist, in dem sie am erbarmungslosesten bewertet wird dafür, was sie trägt, wie sie aussieht, wie sie sich bewegt." Puh. PUH. Direkt aus der Klischee- Kiste gekramt und Stereotype reproduziert. Bin mir sicher, niemandem auf dem schwulen Stadtteilfest Berlin Schöneberg interessiert es, was ausgerechnet straight white cis girly Sophie Passmann trägt.
Wo ich mitgefühlt habe und was mir für sie und für mich leid tut, ist, dass wir unangebracht früh zuhören bekommen haben, dass wir "junge Frauen" seien und schon "so reif für unser Alter". Und was mit solchen Aussagen oft einhergeht.
Letztendlich reicht dieser kurze Abschnitt aber nicht, um das Ruder irgendwie rumzureissen. Für mich hat dieses Buch keinen Mehrwert und man kann zu allen angeschnittenen, sehr oberflächlich und ungenügend behandelten Thematiken/ Erzählungen über Erfahrungen deutlich bessere Bücher lesen.
Ich frage mich, wie universal ihre Erfahrungen wirklich sind und warum ich, obwohl wir oberflächlich betrachtet viele Gemeinsamkeiten haben, so wenig relaten konnte. Ist es, weil ich arm aufwuchs? Weil ich nicht heterosexuell bin? Weil ich nicht auf ein Gymnasium ging, sondern auf eine Hauptschule? Oder weil das ganze Buch am Ende doch einfach eine Autobiographie ist und kein universales Archiv für alle Frauen geboren in den 90er und 00er Jahren, für alle jungen Mädchen und Teenager heute.
Mein Eindruck von Sophie Passmann ist, dass sie eine Person ist, die sich einfach sehr gerne selbst reden hört. Was nichts Negatives sein muss. Ihr Buch ist nicht revolutionär oder augenöffnend, es ist viel mehr eine Rüge an ihr jüngeres Ich, das sich als "Pick Me Girl" oft verstellt hat, um in der männlichen Gunst zu steigen. Ich fand sie sehr reflektiert, was dieses Thema anging. Genervt hat mich allerdings, wie sie plump ihre ganzen Shitstorms aufzählt, ohne ein einziges Mal zu erwähnen, dass sie den ein oder anderen davon auch verdient hat. Schon allein mit dem frivolen Umherwerfen des Wortes "Shitstorm", stellt sie sich in die Opferrolle. Oft kommt es mir so vor, als seien ihr ihre Privilegien nicht ganz bewusst. Ich glaube, ein Buch mit diesem Thema hätte aus der Sicht einer queeren oder POC-Frau noch mehr bei mir bewirken können.
Sophie Passmann ist so alt wie ich. Das macht sie mir direkt sympathisch. Wir sind zur selben Zeit aufgewachsen, haben ähnliche Filme gesehen, sind von ähnlichen Serien beeinflusst worden und gehören demnach zur selben Generation Frau. Ich kann sehr gut nachvollziehen, was sie in "Pick me Girls" schreibt und erzählt. So vieles davon finde ich in meinem eigenen Lebenslauf wieder.. es ist eben genau so, wie sie beschreibt: du bist nicht allein. Du bist nicht die Einzige. Es sind so viele, die dasselbe erleben. Und genau das kann man aus diesem Buch mitnehmen: wir sind nicht allein.
Erstes Drittel viele schmerzhafte Wahrheiten weiblicher Personen meiner und Sophie Passmanns Demografie, die zu früh im Internet waren und erst zu spät realisierten, wie schädigend die Identitäten, von denen sie besessen gewesen sind, waren.
Ab dem zweiten Drittel nichts als Sophie Passmanns eigene Wahrheiten, für die sie einen fälschlichen Allgemeingültigkeitsanspruch antizipiert. Eine Autobiografie wird nicht zu einem feministisch-theoretischen Werk, wenn man statt „ich“ besonderes viel „Frauen“ in der Narration wählt und dieses „Frauen“ dabei doch aber einfach nur die weiße, cis-, wohlhabende, hetero-gelesene Frau meint. Es fehlt in ihrer Frauenkategorie definitiv der intersektionale Ansatz und insbesondere dadurch schmerzt das Buch. Vielleicht hätte sie in der Recherche zu dem Buch doch auch mal mehr mit Frauen außerhalb der eigenen Bubble reden sollen, für die Shopping und Botox nicht die zentralen Schauplätze der weiblichen Auseinandersetzung sind - Klasse fehlt in Sophies Konzeption nämlich gänzlich, von der Erfahrung rassifizierter Frauen ganz zu schweigen.
Noch dazu verbleibt es immer in seiner eigenen Logik. Die Gesellschaft vermittelt xy, daher machen Frauen z, aber dennoch bleiben diese Frauen für Sophie augenscheinlich das Problem. Es fehlt der systemische Blick auf Solidarität als Lösungspraxis. Und das erst im letzten Kapitel aufzulösen, reicht nicht.
Das Buch ist ein Buch von Sophie Passmann für Sophie Passmann. Danach hätte es auch vermarktet werden sollen, da es anderen Ansprüchen - die gerechterweise an es gestellt werden - nicht gerecht wird.
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Kein Buch hat mir jemals so sehr vor Augen gehalten, wie wenig individuell mein Leben und meine Erfahrungen sind. Mir tut schon fast der Nacken weh, so oft habe ich beim Lesen zustimmend Nicken müssen
hat mir echt gar nicht gefallen. wirr und ohne roten faden, die zwei, drei interessanten sachen, die sie sagt, werden durch die restlichen UNTERIRDISCHEN takes relativiert. hat sophie passmann schon mal mit ner frau gesprochen? scheint nicht so
Ich will kein Hater sein, zumal ich auf eine komische Art und Weise sogar beinahe mit der Autorin sympathisiere (es ist vermutlich einfach Mitgefühl? Idk). Aber es grenzt an eine Unverschämtheit, wie Sophie Passmann dem Leser ihre persönlichen Verletzungen und Komplexe als allgemeingültige Lebensrealität einer jeden Frau verkaufen möchte und gleichzeitig darauf beharrt, dass das Buch keinesfalls autobiographische Züge trage. Es macht mich wahnsinnig, wenn Leute „man“ schreiben, aber ganz eindeutig „ich“ meinen. Viele Aspekte der Schilderung ihrer Jugend, insbesondere die Essstörung und das tief sitzende Unbehagen im eigenen Körper fand ich sehr traurig und auch berührend und ich halte es prinzipiell für wichtig, gemeinsame Aspekte der kollektiven Zurichtung von Frauen (und Männern) in unserer Gesellschaft herauszustellen. Der Denkfehler besteht darin, dass eine sich relativ gleichende Sozialisierung eben nicht zwingend zur Herausbildung einer identischen Symptomatik führt - fast alle Menschen (in diesem Fall und ohnehin vor allem Frauen) leiden, aber eben nicht alle auf die exakt gleiche Art und Weise wie die Autorin. So kenne ich genügend Frauen, die ihren Selbstwert eben nicht wie von Passmann vorausgesetzt primär an männliche Bestätigung knüpfen, sondern an andere ungesunde Ideale wie das Erbringen konstanter Leistung, die Anerkennung im Beruf oder das Aufopfern und Zurückstellen eigener Bedürfnisse zur Versorgung anderer. Oder eben auch an nichts dergleichen, denn auch im Patriarchat existieren Frauen, die einen stabilen Selbstwert aufweisen und die mehr oder minder brutale Durchsetzung des Geschlechterverhältnisses zumindest halbwegs unbeschadet überstehen. Passmann dagegen stülpt ihre Unzufriedenheit allen anderen Frauen über, indem sie in der ersten Person Plural suggeriert, dass es ein weibliches Naturgesetz sei, andere Frauen aufgrund ihrer Attraktivität abzuwerten. Und ob sie es nun glauben mag oder nicht: Ich kenne einige Frauen, die tatsächlich sehr gern skaten und das nicht bloß, weil sie bei Männern Eindruck schinden wollen.
Die Autorin präsentiert unterdessen primär Frauen als Mängelwesen, während eine Kritik an Männern und Männlichkeitskonstruktionen bemerkenswert wenig Raum einnimmt. Hier frage ich mich, ob die eigene Unsicherheit und Defizitorientierung eine Analyse des diese produzierenden Subjekts verunmöglicht, weil die Autorin trotz aller demonstrativen Distanzierung den Anschein erweckt, Männer als inhärent überlegene, erhabene Geschöpfe wahrzunehmen, während andere Frauen sie nicht sonderlich zu interessieren scheinen. Sie spricht es in Bezug auf unsere Gesellschaft sogar aus: Männer sind Passmann zufolge heutzutage deutlich interessanter als Frauen. Wie sie darauf kommt, ist mir völlig fraglich - als (homosexueller) Mann empfinde ich es genau andersherum. Statt ein eigenes Begehren zu beanspruchen, dreht sich der ganze Text dann um den eingepflanzten Wunsch, begehrt zu werden bzw. schlicht und ergreifend die Befriedigung männlichen Begehrens. Das geht so weit, dass Passmann sich rückblickend sogar zu einer Sehnsucht nach sexueller Belästigung durch Männer bekennt, weil das Ausbleiben dieser zu einem Gefühl der Unzulänglichkeit (platt gesagt: einem mangelnden sense of fuckability) geführt habe. Zwar wird dieser Wunsch problematisiert und kritisch eingeordnet, ich fand es trotzdem furchtbar deprimierend und verstörend.
Männer sind für die Autorin omnipotente Halbgötter, Frauen dagegen kuschende Zwischenwesen, denen als ewige Untertanen kein Handlungsspielraum für irgendeine Form der Selbstwirksamkeit bleibt. Übrigens bin ich als Mann zu Passmannns vermutlichem Erstaunen ebenfalls nicht in der Lage dazu, ein Fahrrad zu reparieren oder eine Lampe ordentlich anzubringen, einfach weil ich erstens nicht mit handwerklichem Geschick gesegnet bin und mich Reparaturen und Technik zweitens nicht im Geringsten interessieren. Und warum in ihrer Utopie Frauen in Bars süße Drinks bestellen, während Männer Bier saufen, habe ich nicht begriffen. Das kann keine Utopie sein, denn das ist größtenteils die Realität. Dass die Autorin über eine verzerrte Wahrnehmung verfügt, wird auch deutlich, als sie von ihrem Zusammentreffen mit einer Gruppe weiblicher Teens erzählt. Ich war zwar nie ein 14-jähriges Mädchen, aber dafür ein 14-jähriger Junge und ich garantiere Passmann, dass die allermeisten Jugendlichen eine durchschnittliche 30-Jährige nicht mal registrieren. Es tut fast weh, ihr dabei zuzuhören, wie sie ihre tiefgreifende Verunsicherung auf Teenagermädchen projiziert, die aller Wahrscheinlichkeit nach mit ihren eigenen Problemen hinlänglich beschäftigt sind. Mein eigener Selbstwert ist nicht gerade bemerkenswert stabil, aber ich kann mir kaum vorstellen, wie es sich anfühlt, sich von jeder Gruppe pubertierender Kids eingeschüchtert zu fühlen - genausowenig teile ich allerdings Passmanns Bedürfnis, diese Kinder als Abwehrmechanismus süffisant in vorgefertigte Kategorien zu pressen und sich ihnen dadurch überlegen zu fühlen.
Ich muss auch weiter auf das verzerrte Männerbild der Autorin zu sprechen kommen, anhand dessen sie sich als potenziertes Opfer des Patriarchats erweist: Passmann scheint ernsthaft davon überzeugt worden zu sein, dass die allermeisten Männer tatsächlich selbstbewusst, gelassen und komplett mit sich im Reinen sind - ein Trugschluss, der aber eine notwendige Bedingung für den Umstand darstellt, dass Männer Frauen fortwährend unterdrücken. Ich möchte an dieser Stelle keinesfalls insinuieren, dass Männer es als Kollektiv genauso schwer hätten wie Frauen oder den gleichen Leidensdruck empfänden - sie sind ganz offenkundig trotz vieler furchtbarer Einzelschicksale unterm Strich die Profiteure der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung. Aber sehr viele Männer sind eben genau wie Passmann tief verunsichert, verstört, von Selbstzweifeln geplagt oder von Selbsthass zerfressen. Durch die unverhohlene Idealisierung männlicher Subjekte degradiert sie sich selbst und mit sich alle anderen Frauen zu reinen Komplementen, die ein Leben lang dazu verdammt sind, als ewige Konkurrentinnen um männliche Aufmerksamkeit zu buhlen und bloß auf Kosten anderer Frauen (eben als Pick Me Girls) dazu in der Lage sind, sich als gleichwertig zu behaupten. Abgesehen davon, dass lesbische Perspektiven in dieser Analyse keinen Raum finden, sitzt sie hier einem verhängnisvollen Missverständnis auf, indem sie eine universelle Gemeinsamkeit der Geschlechter im Kapitalismus negiert: Das kollektive menschliche Unbehagen und der damit einhergehend fragile Selbstwert eines Großteils der Individuen in einer Leistungsgesellschaft, in der man sich dem ständigen Aufwärtsvergleich mit anderen kaum entziehen kann und einer alle Strukturen durchdringenden Verwertungslogik unterworfen ist.
Die Tragik des Buchs liegt letztlich darin, dass die Autorin sich nicht bewusst zu sein scheint, dass ein immer wieder aufs Neue stattfindender Aushandlungsprozess, der zwangsläufig in einer stetigen Kompromissfindung zwischen dem eigenen Ideal und den äußeren Anforderungen mündet, einen integralen Bestandteil des Lebens in einem System darstellt, das nicht gänzlich mit den eigenen Überzeugungen übereinstimmt. Es ist nicht verwerflich, sich als Individuum dem damit eingehenden Druck nicht gewachsen zu fühlen und seinen eigenen Ansprüchen nicht dauerhaft gerecht zu werden, sich also den omnipräsenten, in allen Sphären waltenden Zwängen zu beugen und in eine passive, affirmative Rolle zu fügen. Es ist allerdings falsch und unehrlich, diese unliebsamen Kompromisse schönzureden oder sogar - wie von Passmann selbst thematisiert - zum feministischen Akt umzudeuten. Sich ohne umgehende Selbstkasteiung einzugestehen, dass man sich nun gerade nicht einwandfrei feministisch verhalten hat, weil man es einfach nicht geschafft hat, obwohl man weiß, wie scheiße das alles ist, ringt mir deutlich mehr Anerkennung ab als eine pseudosouveräne Rechtfertigung reaktionärer Handlungen.
Trotz der im Buch formulierten Choice-Feminismus-Kritik räumt Passmann nämlich etwa ein, sich Schönheitsoperationen unterzogen zu haben. So sehr ich ihren individuellen Leidensdruck anerkenne und so sehr sie ihre Entscheidung selbstkritisch als schmerzhaftes Resultat einer misogynen Gesellschaft einordnet, erweist sie damit anderen Frauen einen Bärendienst. Passmanns Feminismus ist letztlich egozentrisch und individualistisch (was ziemlich ironisch ist angesichts ihrer Gemeinsamkeiten betonenden Sprache), er orientiert sich nicht stringent an Frauen als sozialer Klasse und ist deshalb meines Empfindens nach kaum emanzipatorisch. Im Buch stecken natürlich auch viele solide Passagen, die in meiner Rezension zu wenig Erwähnung fanden, weil sie zwar klug sind, mir aber teils auch ein bisschen redundant erschienen. Mir gefiel etwa der Abschnitt zu Kaufsucht und Modefokus. Es fehlt allerdings an einem roten Faden, einer Chronologie oder irgendeiner Art logischer Abfolge, die das Buch über den Status einer willkürlich aneinander gereihten, geistreich kommentierten Anekdotensammlung herauswachsen lässt. Hätte sie einfach ihre Memoiren als Essays publiziert, wäre das Resultat stimmiger gewesen. Sophie Passmann ist eine intelligente Person, davon zeugen ihre scharfe Beobachtungsgabe und ihre Abstraktionsfähigkeit. Ich zolle ihr Respekt dafür, sich der Welt offenbart zu haben. Nun wäre jedoch eine überfällige, ehrliche Selbstreflektion an der Reihe, dann wird das nächste Buch möglicherweise besser.
PS: Hot Take. Ich glaube ja, dass Passmanns Kernproblem eigentlich ein anderes ist, oder fairer formuliert, dass ein weiterer innerer Konflikt sie nicht loslässt. Sie wäre gern cool, ist aber eher kontrolliert und nerdig und neigt zum Cringe. Das ist absolut in Ordnung und könnte sogar lässig sein, würde sie ihre Verschrobenheit selbstbewusst annehmen, statt sich in eine gekünstelte Ungezwungenheit zu flüchten. Denn Coolness ist leider nicht erlernbar - entweder man besitzt sie (Marlene Dietrich, Chloë Sevigny, Jane Birkin, PJ Harvey, David Bowie, Debbie Harry, Siouxsie Sioux, Joan Didion, Helen Mirren, Marianne Faithfull, Robert Mapplethorpe, Nico, Marlon Brando, Alain Delon, Lou Reed, Aubrey Plaza, Kate Moss, meinetwegen auch Billie Eilish oder Harris Dickinson) oder halt nicht (Thomas Gottschalk, Jan Böhmermann, Emma Watson, Philipp Amthor, Katy Perry, Ed Sheeran, Phil Collins, Taylor Swift oder eben Sophie Passmann). Vielleicht sucht sie nicht nur männliche Bestätigung, sondern leidet auch darunter, von anderen Frauen nicht interessant gefunden zu werden - ich erinnere mich dunkel daran, dass unter anderem Hengameh Yaghoobifarah sie einst ziemlich übel gedisst hat. Ich halte Passmann deshalb gewissermaßen für ein „Pick Me Girl“ im doppelten Sinne, und diese Erkenntnis schmerzt beinahe noch mehr, als ihr Text es ohnehin bereits tat.
PPS: Um Fiona Apple* zu zitieren: I think you guys might be thinking about yourselves too much ❤️ *Lol sorry es stammt von Jemima Kirke, ich dachte einfach sie wäre Fiona Apple hahaha
PPPS: sinngemäßes Zitat aus dem Don‘t Read Theory-Podcast (zu dem ich eine ambivalente Beziehung habe), Aysegül: Kein Mann sollte dieses Buch lesen, weil er sonst den Eindruck bekäme, dass er über absolute Macht über Frauen verfügt und dass ein Wort ausreicht, um das Selbstbewusstsein einer Frau zu pushen oder zu zerstören
Unreflektiert, an vielen Stellen redundant und durchzogen von einer mir völlig unverständlichen Überzeugung, dass Passmanns subjektive Erfahrungen eine Allgemeingültigkeit für alle Frauen besitzen. Sorry Sophie, aber für mich sprichst du nicht.
Ich habe das Buch im Frühjahr, recht kurz nachdem bekannt wurde, dass ein neues Buch von Sophie Passmann erscheint, bestellt. Hätte ich es gekauft nach all den Diskussionen in den letzten Wochen rund um Sophie Passmann? Vermutlich eher nicht.
Zugegeben. Ich war lange Fan von Sophie Passmann. Wir sind beide im selben Jahrgang geboren, ich konnte mich lange zumindest an einigen Stellen gut mit ihr identifizieren. Aber beim Lesen des Buches ist mir klar geworden, dass wir uns in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben.
Das Thema klingt erstmal verheißungsvoll. Man hätte ein gutes Sachbuch darüber schreiben können, warum Frauen im Patriarchat (eher unfreiwillig) zu Pick Me Girls werden. Dies wurde im Buch zumindest angerissen. Aber letztendlich handelt es sich für mein Empfinden um eine sehr lange Kolumne, die vor allen Dingen aus den persönlichen Erfahrungen von Sophie Passmann besteht. Ich bin mir sicher, dass es viele gute Studien und wissenschaftliche Quellen gibt, mit der man diese Anekdoten hätte untermauern können. Leider ist dies aber gar nicht passiert. Stattdessen geht es alleine um die Erfahrungen von Sophie Passmann. Klar, mit denen können sich viele Personen identifizieren. Aber sie sind halt auch eins: Weiß und privilegiert. Diese Selbstreflexion hat mir leider komplett gefehlt. An einer Stelle schreibt sie, dass dieses Buch „vielleicht am allermeisten für mich ist.“ Und ja, bei diesem Eindruck würde ich sofort mitgehen.
Das Thema hätte in meinen Augen viel Potenzial gehabt. Leider wurde dies absolut nicht genutzt, da die persönlichen Erfahrungen von Sophie Passmann im Vordergrund stehen. Umso mehr würde ich mir jetzt ein Buch zu dem Thema z. B. von Ann-Kristin Tlusty oder Margarete Stokowski wünschen.
Hat okay angefangen und wurde immer schlechter. Die Autorin schildert einfach nur (in sehr wirrer Erzählweise) Dinge, die sie in ihrem Leben erlebt/gesagt/gedacht hat und stellt dabei ständig die Behauptung auf, dass jede andere Frau auch schon all diese Dinge erlebt/gesagt/gedacht hätte, wobei ich mir an vielen Stellen einfach nicht vorstellen kann, dass das wirklich so sein soll. Das ist der gesamte Inhalt des Buches, obwohl sie im Vorwort betont, dieses Buch wäre *keine* Autobiografie. Dazu hat das ganze Buch irgendwie einen verurteilenden Unterton. Hat mich gar nicht abgeholt und war nicht die Art feministischer Literatur, welche ich erwartet und gerne gelesen hätte.
Wie ich es bei Alte weiße Männer schon gesagt habe (wenn auch etwas wirr, ich glaube ich war wütend) fände ich es besser - wenn man nicht wirklich was Feministisches zu sagen hat einfach nichts zu sagen (oder kein Buch zu veröffentlichen), dann ist es nicht ganz so schädlich.
Grundsätzlich glaube ich haben einige Fans von Passmann sogar ihre Freude mit diesem Buch, aber es hätte eindeutig als autobiografisches und nicht feministisches Werk geframet werden müssen - denn die Dinge, die Sophie hier mehr oder weniger allen Frauen überstülpt, sind einfach falsch.
Ich will gar nicht so viel sagen, da ich ja auch nicht wirklich Zielgruppe dieses Buches bin (wobei vielleicht als Mann erst recht? Blicke bei dem Buch nicht so ganz durch). Für mich wirkte das sehr wie eine Autobiografie, auch, wenn es behauptet dies nicht zu sein und diese Erfahrungen, von denen erzählt wird, universell sind. Kann sein. Kann ich mir nicht vorstellen, aber kann sein. Ich fand es nicht überzeugend und auch die Ideen und Aussagen machen dieses Buch (m.M.n.) nicht gerade zu einem feministischen Meisterwerk. Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, worauf es eigentlich hinaus läuft, was sie uns sagen will und, ich sag‘s wie‘s ist, ich hab’s nicht verstanden.
Fand’s viel besser als erwartet. Bei der Kritik auf Insta wurden Zitate komplett aus dem Zusammenhang genommen. Letztlich basiert das Buch ja komplett auf ihren persönlichen Erfahrungen. Zwischenzeitlich auch mal etwas komische Aussagen deshalb 4 Sterne. Aber insgesamt eben deutlich besser als gedacht.
An introspective and personal endeavour in which Passmann explores womanhood, relationships between men and women and how it's possible to function as a woman in a society where you seemingly can't exist as such.
I hadn't heard the term Pick me Girls before, but the internet provides an easy explanation: it's a term to refer to a woman who asserts that she is unlike other women, in order to "gain attention, approval, or validation from men". Passmann starts this book by proclaiming that she has spent most of her time on this planet as one of these girls and starts examining where that phenomenon comes from and why it's so common.
This feels very personal and while always entertaining, I'm not sure if this really is as universal as she believes it to be. She's got this interesting style of writing where every sentence reads like she's making a statement that will speak to everyone, something I already noticed in her last literary effort, Komplett Gänsehaut. I highly admire her for shedding as many layers of self-doubt, questioning and vulnerabilities as she does in here (she speaks of her eating disorder and difficult relationship with her weight, how she got her eye bags filled with botox in order to look better and how she took it personally at one point in her life that she wasn't sexually harassed as much as her female peers), but I think I had a different relationship with men growing up and couldn't relate to quite everything she said, even though she suggests that I'd be able to.
I consider a few conclusions she comes to questionable. For two thirds of the book she goes on about how deeply engrained her self-consciousness and men-pleasing personality aspects are, only to come to the conclusion that she has now, as she realised and explored all of these internal structures and habits, changed. It makes for a nice narrative, but it felt over-simplifying. There's also her claim that it's fine to get plastic surgery and aesthetic treatments now, because we probably will "only need them for another generation or two", arguing that we'll have broken free from those structures that women are born into by then. I just don't think that's true and her line or argumentation just didn't convince me otherwise.
None of my concerns make this book worse, but she does start off this book by claiming that this wasn't an autobiography before diving into very specific experiences, completely convinced that these will be relatable for all women. I'm not entirely sure what she tried to achieve with this: does she want to help girls not to become another pick me girl or does she want to make pick me girls feel better about themselves? I'm at a loss.
„Dieses Buch handelt im Grunde von nichts anderem als der Autoaggression, mit der Frauen sich selbst in ihrer Weiblichkeit abwerten, um Männern besser zu gefallen.“
Sophie Passmann berichtet darüber, wie sie in eine Popkultur hineingeben wurde, die fasziniert von Frauen ist, welche „anders als andere Frauen" sind. pick me girls! Seltene Frauenfiguren, die (bewusst oder als Abwehrmechanismus) nicht dem „Klischee“ der „typischen“ Frau entsprechen und dadurch attraktiver für Männer zu sein scheinen oder sein wollen.
„Ich glaube, dass alle Frauen, die im Patriarchat groß werden, pick me girls sind. Manchmal. Oder früher. Zwischendurch.“
Laut Sophie Passmann ist sie selbst in Teilen ein pick me girl und räumt mit ihrer Jugend und ihrem jungen Erwachsenen-Ich auf. In Teilen konnte ich ihr hier noch folgen, auch wenn ich 10 Jahre früher geboren und doch ganz anders (ohne Tumblr und Co.) aufgewachsen bin. Nach dem Lesen ihrer Lektüre muss ich sagen: Da kann ich mich sehr glücklich schätzen. Denn besonders in ihren Erwachsenwerden sehe ich keine Parallelen mehr zu mir. Das ist natürlich ganz und gar nicht zu kritisieren, aber mir wurde mehr und mehr beim Lesen bewusst, dass sich ihre Zeilen so lesen, als würde sie das alles Verallgemeinern. Ich verstehe die Aussagen, schließe mich aber den Verallgemeinerungen absolut nicht an! Es fühlt sich an als würde sie aus ihrer Rubble heraus schreiben und die hat nur in wenigen Punkten Überschneidungen zu meiner Wahrnehmung & Erfahrung von Frauen/jungen Mädchen. Das wäre an sich auch nicht schlimm, wenn Sophie dieses Buch als Autobiografie vermarkten würde. Es liest sich nämlich genau so. Und da sie in der Einleitung schreibt, dass es keine ist, habe ich mich beim lesen all dieser Anekdoten gefragt: Was ist denn nun Wahrheit und was nicht?
Mir fehlten Kernaussagen, irgendwie weiß ich nicht was ich aus diesem Buch jetzt genau mitnehmen soll. Das irritiert mich. Erneut lässt mich ein Sophie Passmann an meiner Intelligenz zweifelnd zurück. Vielleicht habe ich es einfach nicht verstanden.“
„Wahrscheinlich will ich im Grunde mich als Kind umarmen, aber das geht ja nun nicht mehr. Stattdessen habe ich dieses Buch geschrieben. Es ist nicht für erwachsene Männer, es ist für junge Mädchen. Vielleicht ist es aber am allermeisten für mich.“
Nun, da ich mit fast 40 schon lange kein junges Mädchen bin und auch nicht Sophie selbst, bin ich wohl irgendwie nicht die Zielgruppe. Das Buch war im Vergleich zu „Komplett Gänsehaut“ besser zu lesen, daher auch ein Stern mehr. Auch habe ich in vielen Passagen mit Sophie mitfühlen können, auch wenn ich selbst keine Erfahrungen mit Mobbing gemacht habe oder den toxischen Onlineinhalten und was sie mit jungen Heranwachsenden machen können.
Vielleicht bleibe ich aber doch einfach weiterhin Followerin auf Instagram und halte Abstand von Ihren Büchern :)
Hab’s schon zwei Tage früher aus der Buchhandlung holen können und habe mich wie ein kleines Kind gefreut. Nach dem Vorwort musste ich weinen. Man (ich) findet sich in so vielen Geschichten und Situationen wieder, was schmerzhaft beruhigend ist. Das Buch wirkt zwar an einigen Stellen etwas wirr (kein Kapitelüberschriften, musste kurz darauf klar kommen), aber am Ende von jedem Abschnitt wird man direkt wieder „eingefangen?“. Ich war begeistert und sehr berührt <3
Nach 40 % abgebrochen. Ich hab’s überhaupt erst angefangen, weil ich neugierig war und zu Beginn hört es sich auch ganz gut weg (obwohl mir bei einem Buch mit diesem Titel die klare Definition eines Pick-Me-Girls fehlt). Passmann kann gut erzählen und plaudert halt so vor sich hin, dass eine Weile lang gar nicht auffällt, dass sie nicht mehr als genau das tut. Tatsächlich aber fehlt nicht nur der rote Faden, sondern auch die Substanz. Stattdessen redet Passmann sehr viel über sich selbst und pauschalisiert ihre Erfahrungen dann auf die Lebenswelten so ziemlich aller Frauen. Ich habe kein Problem damit, wenn eine Person schildert, wie das bei ihr so war, wie sie aufgewachsen ist und sich gefühlt hat, auch wenn das bei mir persönlich anders war. Was ich nicht ok finde, ist wenn diese Person sich dann anmaßt, diese Erfahrungen für universal zu erklären. Sorry, Sophie, aber wir hatten nicht alle den Drang uns als Teenager in bestimmte Ideale zu pressen, um bestimmten Jungs zu gefallen. Wir haben nicht alle nur über unser Aussehen und unseren Ruf nachgedacht. Meistens fand ich das unpassend, manchmal sogar beleidigend (“Frauen sind heute nicht ansatzweise so interessant wie junge Männer”). Ich hätte noch weiterhören können, um mich aufzuregen, aber wem nützt das was? Sophie Passmann lebt scheinbar in einer gänzlich anderen Welt als ich und wenn sie dabei nicht so furchtbar unreflektiert wäre, täte sie mir sogar leid.
Bin bei Sophie Passmanns Büchern immer zwiegespalten, einerseits bringt sie viele gute Punkte, andererseits hab ich beim Lesen ihrer Bücher immer absolut schlechte Laune
Ein sehr umstrittenes Buch von einer umstrittenen Autorin. Ich kann viele Kritikpunkte nachvollziehen, aber ich fand das Buch trotzdem gut. Es war ehrlich, es tat weh, es war einfach die ungeschönte Lebensrealität von Frauen in ihren 20ern - und die ist nunmal nicht so perfekt feministisch wie sich das einige wünschen.
Ein Kritikpunkt, den ich häufig gelesen habe, waren die vielen Widersprüche in Sophie Passmanns Argumentation. Und ja, die gibt es. Aber so ist auch das Leben als Frau. Voller Widersprüche und voller „Ich würde gern“-Momente und der letztendlich Entscheidung dagegen, weil die „unfeministische“ Reaktion manchmal einfacher, stressfreier ist. Wer sich davor verschließt, dass wir alle manchmal so reagieren, der verleugnet die Realität.
Ich finde es großartig, wie Sophie Passmann sich ihrer Linie treu bleibt, während sie Probleme anspricht, die wir alle so ähnlich bereits erlebt haben. Habe ich die ultimative Lösung dieser Probleme in diesem Buch bekommen? Nein. Habe ich das erwartet? Ebenfalls nein. Vielleicht ist das der Punkt, an dem sich die 1/2-Sterne-Rezensionen von den 4/5-Sterne-Rezensionen unterscheiden. 🤷🏽♀️