Social Media Star Tahsim Durgun alias tahdur erzählt Anekdoten aus der Küche eines Migrantenkindes
Noch bevor Tahsim Durgun Fahrradfahren konnte, musste er für seine Mutter die Stromrechnung entziffern, begleitete sie als Dolmetscher zu Arztbesuchen und verlas Aldi-Kataloge am Küchentisch. Seine spätere Karriere als Deutschlehrer war da bereits vorgezeichnet. Wie praktisch, dass er sich seitdem an der Uni zwischen dem BWL-Justus und der Iced-Coffee-Claudia gut getarnt vor den Abschiebefantasien der AfD verstecken kann. Ein Privileg, das seiner kurdischen Mutter, an deren Küchentisch Tahsim jeden Abend zurückkehrt, verwehrt bleibt.
So wie Tahsim geht es vielen jungen Menschen mit Migrationshintergrund, die früh Verantwortung für ihre Eltern übernehmen und gleichzeitig ihren Platz finden müssen in einem oft feindseligen Land. Schreiben sie die besten Noten, bekommen sie trotzdem nur eine Hauptschulempfehlung. Geht die Abifahrt nach Rom, dürfen sie nicht teilnehmen, weil sie keinen deutschen Pass besitzen.
Mit messerscharfer Intelligenz, poetischer Sprachgewalt und gewohnt zynischem Internet-Star Tahsim Durgun reflektiert die Lebenswirklichkeit der postmigrantischen Gesellschaft. Als Vermittler zweier Welten und vor dem Hintergrund seiner eigenen Lebensgeschichte in einer kurdisch-deutschen Familie verhandelt Tahsim, wie wir alle miteinander leben wollen — mit und ohne Migrationsgeschichte.
Tahsim Durgun ist Publikumspreisträger des Grimme-Online-Awards 2024 und des Blauen Panther 2024
Es ist den Leuten in Deutschland so egal geworden wer "Flüchtlinge" sind. Ihnen ist egal geworden, was das Wort überhaupt bedeutet. Es ist nur noch wichtig, dass sie raus müssen. Weil Deutschland hat ja angeblich keinen Platz mehr. Hat keinen Platz mehr für qualitfizierte Arbeitskräfte. Hat keinen Platz mehr für Mütter, die das beste für ihre Kinder wollen. Deutschland hat keinen Platz mehr für das Ergebnis der eigenen verhauenen Außenpolitik.
Deswegen ist "Mama, bitte lern Deutsch" so wichtig:
Ein unglaublich persönlicher Abriss über die Erfahrung einer kurdisch-türkischen Familie, die ihr bestes gibt. Von Tahsims Kindheit in den 90ern bis in sein Erwachsenenalter teilt er seine Erlebnisse und zeigt auf welche Arten sich die Ablehnung in Deutschland gegenüber Ausländer ausdrückt. Egal, ob laut, wütend, systemisch, mit aufgesetzten Lächeln...Tahsim macht klar, dass diese Ablehnung bis heute nicht verschwunden ist. Auf der anderen Seite ist dieses Buch eine berührende Aufarbeitung einer Beziehung zwischen Liebe und Frustration, die er zu seiner Mutter führt. Einer unglaublich starke Frau, die jeden Tag den Demütigungen und Belächelungen von Deutschlands Almann-Kultur ausgesetzt ist und die trotzdem immer weiter macht. Für ihre Kinder.
Tahsim Durguns Geschichte - die Geschichte seiner Mutter - ist eine von vielen. Und gerade weil so viele dieser Geschichten existieren, müssen sie aufgeschrieben werden und immer und immer wieder vorgetragen werden. Deutschland vergisst gerne, deswegen sind Bücher wie diese wohl die wichtigsten für unsere Gesellschaft.
Highlight⭐️ - "Mama, bitte lern Deutsch" ist ein Buch mit biografischen Inhalten, das heißt, der Autor erzählt Teile seiner eigenen Lebensgeschichte, bezieht diese jedoch stets auf die allgemeine Situation in Deutschland, wodurch viele Lebensrealitäten repräsentiert werden. Der Ton ist dabei so nahbar & persönlich, dass das Gefühl entsteht, der Autor spricht direkt zu einem. Nicht nur das: Es ist mitreißend, zieht ins Buch rein, sodass ich gerne ewig weitergelesen hätte. Der unschlagbare, scharfe Humor hat mich oft zum Schmunzeln oder Lachen gebracht, ebenso mitgefühlt habe ich auch in bei den ungerechten, emotionalen Momenten. Zuzüglich zu der atmosphärischen Sprache fällt es leicht, sich in die beschriebenen Szenen hineinzuversetzen. Sich sogar in ihnen wiederzufinden, selbst wenn nicht alles einen persönlich betrifft. Gleichzeitig bietet sich die Möglichkeit, eine andere Perspektive einzunehmen, dadurch Verhaltensweisen zu reflektieren & aus dem Erzählten zu lernen. Das Buch übermittelt Botschaften über (Familien-)Zusammenhalt, Respekt & Verständnis. Insgesamt finde ich es so wichtig, dass ich es jedem empfehlen möchte. Ich hoffe, wir dürfen noch weitere Bücher des Autors lesen🤭💭
"Meine Mutter, die Poetin der Gerüstlandschaft, die mir die Welt mit Metaphern, Vergleichen und Symbolen erklärte, hatte sich im Supermarkt nicht wehren können. Und obwohl sie die Worte nicht verstanden hatte, war die Botschaft, war der Schmerz bei ihr angekommen. Manchmal, so denke ich heute, ist es egal, welche Sprache der Empfänger spricht, denn Schmerz folgt keiner Grammatik, Schmerz sprechen wir alle."
Gelacht, geweint, in einem Tag verschlungen. Danke für dieses Meisterwerk, Tahsim.
Nachdem ich mit dem Buch fertig war, hab' ich erstmal eine Runde im Bus geheult und das dringende Bedürfnis gehabt, meiner Mutter zu sagen, wie sehr ich sie liebe. Eine wahnsinnig berührende Geschichte ❤️🩹
Auch ich kannte Tahsim Durgon bisher vor allem durch seine TikTok-Videos, in denen immer wieder die Stimme seiner Mutter zu hören ist. Genau deshalb wurde ich überhaupt auf dieses Buch aufmerksam.
Tahsim selbst ist noch eher jung und stellt von Anfang an klar, dass es sich nicht um eine Autobiografie handelt, sondern um einzelne Erzählungen aus seinem bisherigen Leben. Er erzählt von seiner Kindheit als Sohn kurdischer Eltern, die aus der Türkei nach Deutschland flüchten mussten und dort nun ihre vier Kinder grossziehen.
Im Buch beschreibt er, mit welchen Herausforderungen nicht nur er als Sohn von Migrant:innen, sondern auch seine Mutter konfrontiert ist. Sie spricht bis heute kaum Deutsch, was dazu führte, dass Tahsim und seine ältere Schwester schon früh als Übersetzer:innen bei offiziellen und oft wichtigen Terminen mitgehen mussten, unter anderem auch zur Ausländerbehörde.
Was das für Tahsim bedeutete, versucht er in diesem Buch darzulegen. Gleichzeitig will er erklären, warum seine Mutter kaum Deutsch spricht. Er beginnt mit Anekdoten aus seiner Kindheit und erzählt von der Nachbarschaft, in der er aufgewachsen ist, einem Viertel, das vor allem von ausländischen Familien bewohnt wurde. Auch seine Schulzeit kommt zur Sprache, in der er immer wieder aufgrund von Vorurteilen in Schubladen gesteckt und benachteiligt wurde.
Positiv hervorheben muss ich, dass Tahsim seine Medienpräsenz nutzt, um auf die nach wie vor bestehenden Ungerechtigkeiten hinzuweisen, mit denen Migrationsfamilien konfrontiert sind. Er zeigt Schwachstellen im deutschen System auf und macht auf das Thema struktureller Rassismus aufmerksam, der Familien wie der seinen viele Steine in den Weg legt.
Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass das Buch nur an der Oberfläche kratzt – sowohl in Bezug auf das Thema Rassismus als auch auf die persönlichen Anekdoten. Bei knapp fünf Stunden Hörzeit ist natürlich keine tiefgehende Aufarbeitung zu erwarten, aber dennoch war ich überrascht, wie wenig Neues ich hier erfahren habe. Vielleicht liegt das aber auch einfach daran, dass ich mich mit dem Thema Rassismus schon länger beschäftige und es nicht das erste Buch einer Person mit Migrationshintergrund ist, das ich gelesen habe.
Schade fand ich auch, dass es letztendlich weniger um die Mutter und ihre Geschichte ging, als es der Titel vermuten lässt. Die Frage, warum sie kaum Deutsch spricht, wird irgendwo in der Mitte des Buches mit einem Satz abgehandelt: Weil neben der Lohnarbeit und der Kindererziehung schlicht kaum Zeit dafür blieb. Das ist absolut verständlich, aber ich hätte mir hier dennoch mehr Tiefe gewünscht.
Tahsim ist auf TikTok vor allem für seinen sarkastischen, nüchternen Humor bekannt, was in seinen Videos gut funktioniert. Im Buch jedoch war das weniger der Fall. Da er das Hörbuch selbst eingesprochen hat, wurde das Zuhören mit der Zeit ermüdend, weil er alles in einer monotonen Tonlage vorträgt, unabhängig davon, welche Emotionen eigentlich im Vordergrund stehen sollten.
Richtig interessant und emotional wurde es für mich erst gegen Ende, als Tahsim im letzten Kapitel das Gespräch mit seiner Mutter führt, in dem der titelgebende Satz „Mama, bitte lern Deutsch“ fällt. Hier schildert sie, wie schwierig es für sie als ausländische Frau in Deutschland manchmal ist. Dieses Kapitel hat mir die Tränen in die Augen getrieben und mich tief berührt. Wäre das gesamte Buch auf diesem Niveau gewesen, hätte Tahsim vielleicht tatsächlich einen Bestseller landen können. So aber bleibt noch viel Luft nach oben.
Fazit: Es ist grossartig, dass Tahsim seine Popularität aus den sozialen Medien nutzt, um auf den weiterhin bestehenden strukturellen Rassismus aufmerksam zu machen, mit dem er, seine Familie und viele andere Migrant:innen nach wie vor kämpfen müssen. Durch sein Alter erreicht er vermutlich eine neue Generation von Leser:innen und Zuhörer:innen, was wichtig und gut ist. Für mich persönlich hat das Buch jedoch wenig Neues geboten, und ich hätte mir gewünscht, dass die Erzählung mehr in die Tiefe geht.
Für einen Bestseller hat es leider noch nicht gereicht, lieber Tahsim. Aber mach weiter so! Das nächste Buch darf gerne ganz aus der Perspektive deiner Mutter sein, denn sie scheint viel zu erzählen zu haben, das gehört werden sollte. Zumindest klang das im letzten Kapitel so an.
3 Sterne gibt es von mir für dieses doch sehr kurze Hörbuch.
Ach Tahsim... Seit 22 Uhr sage ich mir ' nur noch 10 min. lesen'. Haben wir nun viertel vor eins ? möglich.. Hab ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen, obwohl ich in der Früh zum 12 Std Dienst muss? Sieht wohl so aus.
Tahsim erzählt in leichter und wie immer charmanter Sprache, welchen strukturellen und rassistischen Herausforderungen er und seine Familie durchstehen mussten. Über seine sowie negativen Erfahrungen im Kindergarten, in der Schule sowie in der Familie. Dabei spielt seine Mutter eine Zentrale Rolle. Er gibt uns tiefe Einblicke in seine Gedankenwelt und Gefühle und wir erfahren wie klein Tahsim schon in früher Kindheit viel Verantwortung übernommen hat.
Eine klare Leseempfehlung. Das Buch hatte einen großen Mehrwert für mich und ich habe viele Emotionen durchlebt wie Wut, Trauer aber auch Freude und ganz viel Liebe.
Ich finde, leider, absolut keine Worte für dieses Buch. Es ist persönlich, ehrlich und auch irgendwie brutal… und es ist eins der wichtigsten Bücher, die ich bisher lesen durfte.
Manchmal liest man Bücher, deren Inhalt und Themen unglaublich relevant sind, aber die Art und Weise, wie es umgesetzt wird, ist (oft aus literarischer Perspektive) einfach nicht gut (Z.B. hunchback oder auch „im glad my mum died“). Das ist für mich dann immer irgendwie schwierig zu bewerten. Manchmal frage ich mich dann immer, ob das Medium „Buch“ (manchmal ja auch in Form von Fiktion) das richtige ist.
Hier ist das absolut anders. Tahsim Durgun erzählt eine unfassbar wichtige, relevante, augenöffnende Geschichte. Und er macht es verdammt gut. Er ist der geborene Geschichten Erzähler, der für die großen und kleinen Momente in seinem Leben, starke Worte findet - oft berührend, oft absolut schockierend, oft wirklich lustig (ich habe laut gelacht) und immer absolut authentisch. Ich merke aber auch, dass Tahsim meine Generation ist (sogar mein Jahrgang) und seine Sprache für mich sehr gut funktioniert.
Ich würde unbedingt auch das Hörbuch empfehlen, das der Autor selbst eingelesen hat. Seine Stimme und die Art und Weise, wie er spricht, schaffen eine auditive Komponente, die das Buch - so denke ich - nochmal stärker wirken lässt.
Die Geschichte, die erzählt wird, hallt nach. Sie macht traurig, schockiert, - heutzutage wieder (noch) mehr, da wir uns in Deutschland leider absolut in die falsche Richtung bewegen. Ich erkenne Tahsim und seine Familie in Menschen, die ich kannte und kenne wieder. Was sie alles wirklich erleben, wird in diesem Buch vor die Augen geführt. Aber - nicht nur anklagend/aufklärerisch - sondern menschlich, authentisch, und - so fühlt es sich für mich an - mit offenen Armen. Das finde ich ganz toll. Tahsim Durgun ist auch unfassbar differenziert und beobachtet und beurteilt in Nuancen und manchmal klar in schwarz/weiss, manchmal aber auch in Grautönen.
Dieses Buch ist auch eine Liebeserklärung an seine Mutter. An Mütter. Ein Buch, das eigentlich jede:r gelesen haben sollte. Aus vielen Gründen.
Ich freue mich SEHR auf unsere Literat Buchclub Besprechung im Dezember.
Tahsim, der, den ich so gern als Mann für meine Schwester, und wichtiger noch, Schwager für mich haben wollte - hat ein ganz tolles Buch geschrieben, das einen zu Tränen rührt.
Es ist mit 200 Seiten ein recht kurzes Buch, dass aber so pointiert und in Tahsims klassischem Sarkasmus geschrieben und erzählt ist, dass es sein Ziel auf jeden Fall sehr gut erreich kann - Menschen, die diese Realitäten nicht erlebt haben, mit Menschen zu verbinden, die sie sehr wohl erlebt haben. Irgendwie fungiert es als Schlichtungsversuch UND als Comfort-Buch für uns Migra-Kids. Es ist nicht besonders poetisch oder Pulitzer-Preis-mäßig geschrieben, aber ich gebe dem trotzdem 5 ⭐️ , weil man Bücher nicht mehr komplett von ihren Autor*innen getrennt betrachten sollte. Es ist ein Portrait von Deutschland, dass ich später meinen Schüler*innen mit Sicherheit nah bringen werde. Solche Bücher sind wichtig, um den Zeitgeist einzufangen und späteren Generationen eine authentische Erinnerung mitzugeben.
Und besonders schön finde ich, wie Tahsim am Ende seiner Familie und einigen Freundinnen dankte und zum Schluss seiner Lehrerin.
“Auch wenn unsere Last uns unterschied, verband uns dieser Ort, in den wir gemeinsam eingepfercht worden waren. Hier waren die Wohnungen günstig, es gab keine Gymnasien in der Nähe, keine Sportvereine, keine Feinkostgeschaefte, keine Reiterhöfe. Es gab nichts, was Geld kostete, das hier niemand hatte. Was wir hatten, waren die große Wiese und der Spielplatz, auf dem wir Kinder spielten und die Gebrochenen Drogen konsumierten. Unsere Leben waren stets umgeben von den Häuserblocks, die uns wie eine Mauer schützten - oder das, was hinter ihnen lag, vor uns schützte.”
“Der Mann hatte recht gehabt, als er gesagt hatte, dass wir nicht aus seiner Siedlung - »nicht von hier« - sind. Aber ist es nichterstaunlich, dass die Worte »nicht von hier« für Menschen gelten können, die im gleichen Land, in der gleichen Stadt und im gleichen Bezirk wohnen? Ist es nicht erstaun-lich, dass Menschen mit Geld und Menschen ohne Geld nur fünf Gehminuten voneinander entfernt leben können?”
„Ich kämpfe täglich dafür, damit »In einem anderen Leben hat Mama sich für sich selbst entschieden« nicht nur ein Gedankenspiel bleibt.“
Dieses Buch hat bei mir dasselbe Gefühl hinterlassen wie Everything, Everywhere, All at Once – und das meine ich im allerbesten Sinne. Es ist intensiv, liebevoll, schmerzhaft und tröstend zugleich.
Die einfühlsame Darstellung der Mutterfigur, ihr Leben und ihre alltäglichen Kämpfe in einer rassistischen und diskriminierenden Gesellschaft haben mich tief bewegt. An vielen Stellen musste ich an meine eigene Mutter denken – so viel von dem, was hier beschrieben wird, fühlt sich vertraut an.
Und auch sonst haben mich viele Alltagsszenen, die das Aufwachsen als Kind mit Migrationsgeschichte beschreiben, nicht überrascht – sie spiegeln meine eigenen Erfahrungen wider. Und doch fand ich die spezifische Perspektive einer kurdisch-jesidischen Familie besonders bereichernd und wichtig. Diese Nuancen, diese konkreten Einblicke – sie fehlen so oft in der deutschsprachigen Literatur.
Und wie gut ist dieses Buch bitte geschrieben? So clever und unterhaltsam: Ein Werk mit dem Titel Mama, lern Deutsch, das Kapitel nach sprachliche Mittel und Satzbausteine des Deutschen aufteilt und diese anhand von autobiografischen Anekdoten aus Tahsims Kindheit und Jugend erklärt – das ist einfach brillant gemacht. Die Kapitel sind pointiert, die Geschichten sorgfältig ausgewählt, oft lustig, manchmal traurig, immer tiefgründig. Ich musste lachen, nachdenken – und ja, auch weinen. Mehrmals auch in der Bahn - danke dafür, Tahsim!
Tahsim kenne ich persönlich nur von TikTok. Allerdings fand ich ihn auch dort schon super sympathisch. Das er jetzt seine Geschichte „erzählt“ ist dafür umso eindrucksvoller.
Ich finde die Darstellung von seinem Leben super hilfreich. Man denkt ja schon irgendwie in „Schubladen“ manchmal. Wie er hier die Eingliederung von sich und seiner Familie in der Gesellschaft mit allen Problemen, die man als ausländische Familie bewältigen muss, darstellt tut mir fast im Herzen weh.
Ich bin der Meinung, dass jede Person dieses Buch gelesen/gehört haben muss. Eine klare Empfehlung meinerseits. 🤍
“Es war so, als hätte ich jedes Jahr versucht Deutschland zu meinem Kindergeburtstag einzuladen, aber es war nie gekommen - ohne Kommentar.“ ❤️🩹 Dieses Buch ist so wichtig und längst überfällig. Selten habe ich mich in einem Buch so wiedergefunden. Lässt dich lachen und weinen. Ps: Ich hatte beim Lesen die ganze Zeit seine Stimme im Kopf😭
This one hit home: „Heute verstehe ich, dass es Situationen gibt, in denen Kinder nicht für ihre Eltern übersetzen sollten. Denn man kann sich nicht darauf vorbereiten, den Menschen die man liebt, schlechte Nachrichten zu überbringen. Ich hätte überall auf ausgebildete, staatlich geprüfte Dolmetscher verzichten können - nur an diesem Tag, nur hier, hätte ich wirklich jemanden gebraucht, der mir diese schreckliche Aufgabe abnahm. Oder der mich wenigstens im Übersetzen von schlechten Botschaften an geliebte Menschen geschult hätte.“ 🏥❤️🩹
ich glaub ich hab noch nie so viel seiten abfotografiert, wie bei diesem buch. so viele abschnitte, die ich gerne meinen eltern zeigen möchte. so viel schmerz, den ich nachempfinden kann. so viel alltäglicher rassismus, der in den situationen stattfindet, von denen tahsim erzählt, der heute immernoch genau so präsent ist.
5 sterne für solidarität, fürs laut sein, für diese (traurigen) privaten geschichten, für das aussprechen von gefühlen, die ich nie so gut zusammenfassen könnte, fürs so schöne schreiben, für den humor und für so viele menschen, die in deutschland leben und immernoch nicht willkommen sind. ich hoffe ganz ganz viele menschen lesen dieses buch und lassen sich die augen öffnen.
absolute empfehlung! ich werd's meiner mama auf jeden fall ausleihen❤️🔥
Wenn Geschichten, die das Leben schreibt, zu Tränen rühren. Durgun erzählt von seiner Familie, seiner Kindheit und den Steinen, die ihnen als kurdische Migrant*innen in den Weg gelegt werden. Er thematisiert den Rassismus der deutschen Gesellschaft, ihre Vorurteile und Boshaftigkeiten. Dabei verliert er aber nie seinen feinen Humor und bringt den Leser*innen gleichzeitig kurdische Traditionen und Bräuche näher. Ein unglaublich hörenswertes Buch, das vom Autor selbst gelesen wird.
Ein unterhaltsames und gleichzeitig emotionales Buch. Ich musste an einigen Stellen laut auflachen, an anderen wiederum habe ich ein paar Tränen vergossen. Viele Situationen waren mir als Migrakind sehr vertraut.
Das Buch hinterlässt Herzschmerz und Dankbarkeit – auch für meine eigene Mama.
Der Autor verspricht an vielen Stellen, dass es sich in seinem Buch nicht um eine neue, besondere Geschichte handelt, sondern um eine, die nicht oft erzählt wird. Es geht – um sich eines identitätspolitischen Begriffs zu bedienen – um Sichtbarkeit einer oft übersehenen Gruppe.
Ich habe mich im Voraus mit einem deutschen, guten Freund unterhalten, der vieles unterhaltsam fand, aber auch viel über das Leben von gesellschaftlichen Schichten gelernt hat, mit denen er nicht unbedingt in täglichem Kontakt steht. Das gelingt dem Autor sehr gut. Man merkt, dass er sich mit bestimmten Formulierungen und Referenzen eher an eine weiße Leserschaft wendet als an andere Migranten, da – wie er sagt – „Migranten sowieso nicht lesen“.
Das Jonglieren zwischen zwei Welten, eine unausgesprochene Verpflichtung eines jeden Migranten, hat der Autor gut gemeistert – das kann man ihm lassen. Für mich war es fast unheimlich, wie wenig meine Erfahrungen offenbar „originell“ sind. Angefangen bei dem weißen Kind, das fast zu weinen begann, als ich ihm erzählte, dass ich bei der Schlachtung eines Schafes dabei war, bis zum vergeblichen Versuch, das Behördendeutsch eines Antrages des Arbeitsamts oder des BAMF zu entschlüsseln. Irgendwann wurde es für mich tatsächlich fast spannungslos, weil ich das Ende mancher Anekdoten bereits vorhersehen konnte.
Wenn das Buch sonst keinen literarischen Wert hätte, dann wären alleine die letzten zwei Kapitel Grund genug, es weiterzuempfehlen. Fast, als würde der Autor in den Köpfen aller migrantischen Kinder sitzen, erzählt er vom Tiefpunkt eines jeden Kindes mit migrantischen Eltern – dem Moment, in dem es die Wut über die gefühlte und tatsächliche Benachteiligung den Eltern zum Vorwurf macht. In seinem Fall stellt er mit 17 erstmals seine Mutter zur Rede und fordert sie auf, endlich Deutsch zu lernen.
Die damit verbundene Demütigung der Eltern und die Einsicht, dass man nicht – oder vielleicht nie(?) – die Stütze ist, die die Eltern dringend brauchen, sondern eher eine Last, die genauso egoistisch und überheblich handelt wie all die Bürokraten, Beamten und Behördenmitarbeiter, die durch einen anderen Losgewinn im Geographielotto anstelle der eigenen Mutter sitzen würden. Dieser emotionale Ausbruch, der gleichzeitig einen ersten moralischen Tiefpunkt im Leben eines heranwachsenden migrantischen Kindes darstellt, wurde so beschrieben, dass man sich selbst in die eigene Situation zurückversetzt fühlt – und sich dabei ertappt, zu erkennen, dass man selbst das Arschloch war. Genau wie die weißen Halbstarken, die jede Chance genutzt haben – oder noch immer nutzen – um das Leben meiner Mutter zur Hölle zu machen.
Im letzten Kapitel wird die Tragödie namens „Werdegang der Mutter“ durch den Tod einer sehr nahestehenden Person gekrönt. In seinem Fall war es der Vater – im Fall meiner Mutter war es der Ehemann. Auch dort merkt man, dass die eigenen schmerzhaften Erfahrungen eben doch nicht originell sind und dass die Welt so groß ist, dass viele Menschen ähnliche schreckliche Erfahrungen machen müssen.
Der Autor verliert dennoch nicht den Boden unter den Füßen und beendet das Buch nicht mit einer Hasstirade gegen die Ungerechtigkeit und die Gefühlskälte der deutschen Bürokratie oder gegen das Regime in der Türkei, das seiner Mutter die Teilnahme an der Beerdigung unmöglich macht. Er beendet das Buch mit einer Lobeshymne auf seine Mutter. Eine Lobeshymne, die kulturell bedingt schwer – bis unmöglich – aus dem Mund eines migrantischen Sohnes herauszukitzeln ist.
Er beendet das Buch mit dem schönen Versprechen, dass er sich in jedem anderen Leben wieder seine Mutter als Mutter wünschen würde.
Vielleicht war das Buch nicht an allen Stellen eines, das meinen Wissensstand erweitert oder bereichert hat – aber dennoch ist jeder Erfolg eines Kurden ein Erfolg für uns alle. Ich habe dazu mich dabei erwischt, zum ersten Mal beim Lesen eines Buches glasige Augen zu haben. Und daher gebe ich dem Buch auf jeden Fall 5 von 5 Sternen
ich werde nicht lügen und behaupten, dass das buch ein literarisches meisterwerk ist, das wird aber auch nicht tahsims ziel gewesen sein. ich habe das buch gelesen, weil ich tahsims geschichte erzählenswert finde und meine jugend in seiner wiederfinde. tahsims schreibstil ist so wie seine witze auf instagram sind und man hörte seine stimme mit jedem satz, den ich las. an bestimmten stellen sprang er hin und her und manchmal schienen die szenen etwas überspitzt dargestellt zu sein. die wichtigen momente waren größtenteils zu kurz und eindimensional. aber ich gönne tahsim wirklich jeden erfolg und freue mich für ihn. er ist und bleibt ein großes vorbild und eine inspiration für migrantische kinder, die so aufgewachsen sind wie er, mit vielen herausforderungen im leben aber trotzdem mit viel liebe groß wurden. ich habe einiges von ihm gelernt.
this book broke my heart a little 🥺 tahsim beschreibt wie es ist als Migra-Kind in Deutschland aufzuwachsen, die Verantwortung, die Sprachbarrieren und alles was dazu gehört. Es ist ein Spiegel für so viele von uns, es berührt einen unnormal und ist gleichzeitig auch humorvoll verpackt. Wenn man das Buch liest ist man sich umso mehr bewusst, welchen tollen Job unsere Mütter gemacht haben in diesem fremden Land. Unbedingt lesen Leute!
Mehr Memoiren wie diese hier! Emotional, berührend, lustig, intelligent und wichtig für alle almans oder überhaupt Fans von guter Literatur. Besonders das Hörbuch, vom Autor gelesen, ist eine riesige Empfehlung von mir.